Das Zukunftsquartier Zeche Sterkrade

Im Einklang mit der Natur und den Bedürfnissen der Menschen

Das Gelände der ehemaligen Zeche Sterkrade soll zu einem „Vorzeigequartier“ im Ruhrgebiet werden. Alle bedeutenden Qualitätskriterien, die heute für ein innovatives, nachhaltiges, soziales und klimagerechtes Entwicklungskonzept gelten, sollen hier umgesetzt werden. Dazu haben sich die Vertragspartner (Stadt Oberhausen, RAG Montan Immobilien GmbH, Thelen Gruppe) gemeinschaftlich verpflichtet. Rund um den historischen Förderturm entstehen substanzielle Chancen, Identität, Mobilität und Kultur miteinander zu verbinden.

Ein Zukunftsquartier mit Geschichte

Für eine zukunftsweisende städtebauliche Qualität der etwa 16 Hektar großen Fläche ist es von Bedeutung, ein Quartier zu entwerfen, welches den Herausforderungen von heute und morgen gewachsen ist, ohne die Strukturen des vergangenen Industriezeitalters zu leugnen und dafür eine klare und robuste städtebauliche Setzung vornimmt.

Die Architektur soll in ihrer Form und Materialität auf die Historie des Standortes eingehen und mit dem historischen Erbe des Fördergerüstes, als Quartiersmittelpunkt, harmonieren. Kubische Formen und Backsteinfassaden können dabei als Leitlinien der baulichen Gestaltung dienen. Die Gebäudenutzung kann dabei durchaus variieren. Die angestrebte Nutzungsmischung soll nicht nur Wohnen und nicht störendes Gewerbe, sondern auch Versorgung und soziale Einrichtungen umfassen. Dies trägt zur funktionalen Stabilität des Quartiers bei.Insbesondere das Verhältnis von bebauter zu unbebauter Fläche soll die Nachhaltigkeit und Resilienz des Quartiers stärken. Es werden großzügige Grün- und Freiräume ausgestaltet, die dem Quartier auch bei weiterer klimatischer Veränderung zugutekommen. Der öffentliche Raum bietet dabei nicht nur ökologische, sondern auch soziale Funktionen. Denn der Anspruch an Klimaanpassung und Architektursprache, schließt stabile Nachbarschaften ein. So bildet der öffentliche Raum ein beständiges Rückgrat für die Gesamtentwicklung.

Bauliche Planung entlang vorhandener Strukturen

Geplant ist, die Gliederung des neuen Quartiers konzeptionell der Form des Stadtraumsegments folgen zu lassen. Dazu sollen die vorhandenen räumlichen Linien der Straßenräume und Bahnfläche sowie die Strukturen der Topografie und Landschaft des jetzigen Areals aufgegriffen werden. Die innere Erschließung soll über ein Ringstraßensystem erfolgen, das allen notwendigen Verkehrsarten ihrer Bedeutung nach Raum lässt. Dabei liegt ein wichtiger planerischer Akzent auf der optimierten, autoreduzierten Erschließung des Geländes mit kurzen Wegen, die eine wirtschaftliche Infrastruktur erlauben. Besonders attraktiv für die Bürgerinnen und Bürger erscheint die Umsetzung einer überregionalen Radwegeverbindung bis an den Rhein. Die sogenannte HOAG-Trasse soll als hochwertiger und sichtbarer Bestandteil durch das Quartier verlaufen, den Fuß- und Radverkehr stärken und den Bereich mit den umliegenden Gebieten vernetzen. Zudem stellt die HOAG-Trasse die regionale Radverkehrsanbindung sicher und ist als geplante Radschnellwegeverbindung Teil des übergeordneten Regionalen Radwegenetzes der Metropole Ruhr.

Ein weiteres planerisches Ziel sieht vor, das neue Quartier durch eine Rad- und Fußwegbrücke über die heute noch trennende Eisenbahnlinie mit dem Volkspark Sterkrade zu verbinden. Dadurch wird verkehrstechnisch der unmittelbare Anschluss an die Sterkrader Innenstadt hergestellt.

Auch die Renaturierung und Offenlegung des Alsbachs, der das Gelände in Teilen durchfließen wird, sorgt für eine natürliche Aufwertung des Geländes. Der Bereich rund um das historische Fördergerüst und das Fördermaschinenhaus könnte mit quartierbezogenen Dienstleistungs- oder Gastronomie-Angeboten die Funktion einer kommunikativen Quartiersmitte übernehmen. Ein neu entwickelter Platz, umgeben von attraktiver Bebauung, kann als Gelenkpunkt der öffentlichen Räume dienen. Idealerweise entwickelt sich genau hier die neue Adresse des Quartiers.

  • Ziel der planerischen Überlegungen ist eine weitere Anbindung und Vernetzung der Entwicklungsfläche mit den vorhandenen Stadtstrukturen
  • verkehrstechnisch kann dabei die heute bereits vorhandene Verkehrsinfrastruktur berücksichtigt werden
  • die Planungen sehen auch die Errichtung eines Kindergartens vor
  • Die Nahversorgung ist über die fußläufig erreichbaren Einrichtungen an der Weierstraße gesichert

Überlegungen zu einer vielfältigen Nutzung

Der gemeinsame Flächennutzungsplan (GFNP) weist die Fläche bereits als gemischte Baufläche aus. Damit ist aus planerischer Sicht die Entwicklung von Wohnen, Mischnutzungen und Gewerbe möglich. Dieses planerische Ziel wurde durch entsprechende Ratsbeschlüsse im Jahr 2020 nochmals bestätigt. Der in Oberhausen dringend benötigte moderne, gehobene und auch öffentlich geförderte Wohnraum kann Interessierten hier zur Verfügung gestellt werden. Die Baufelder im Quartier werden dabei in einer bedarfsgerechten Nutzungsmischung entwickelt, wobei der Anteil an Wohnnutzung höher liegen wird als der Anteil der dienstleistungsorientierten Gewerbenutzung.

Die Wohnbebauung wird urban und vielfältig ausgelegt sein. Ziel ist es, einen hohen Anteil an Wohnflächen in unterschiedlichen Wohnformen zu realisieren – vom Einfamilienhaus bis zum Geschosswohnungsbau. Unter Berücksichtigung eines Generationen übergreifenden Konzeptes können attraktive Wohnangebote sowohl für junge Familien und Singles als auch für ältere Menschen geschaffen werden – frei finanziert und öffentlich gefördert.

Als ergänzende Nutzungsart sind auch unterschiedlichste Formen der nicht störenden gewerblichen Nutzung vorgesehen.

Grundsätzlich wird die Bebauung Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung berücksichtigen. Insbesondere werden sich Begrünungsmaßnahmen und die Berücksichtigung eines innovativen Energiekonzeptes maßgeblich auf die städtebauliche Struktur auswirken.

Zusammenfassend sind aus städtebaulicher Sicht folgende Module für die zu erarbeitende Rahmenplanung wesentlich:

  • Entwicklung einer klaren städtebaulichen Grundstruktur
  • Entwicklung einer schlüssigen Erschließungsstruktur als Ringsystem
  • Entwicklung hochwertiger und eindeutig definierter öffentlicher Räume
  • Ausbildung von flexibel einteilbaren Baufeldern
  • Einbindung des Fördergerüstes als städtebauliche Landmarke
  • Realisierung eines hohen Anteils an Wohnnutzung in verschiedenen Wohnformen
  • Realisierung von dienstleistungsorientierten Gewerbenutzungen
  • Etablierung einer vielfältigen, gemischten Nutzungskonstellation
  • Berücksichtigung von Lärmschutz für Quartier und Umfeld

Umweltrelevante Entwicklungsaspekte

Im Leitbild des Projektes wurden sämtliche Anforderungen an den Klimaschutz berücksichtigt. Die Rahmenplanung wird sich daher vor allem mit Fragen der innovativen Quartiersentwicklung, der Klimaanpassung und der Urbanen Resilienz beschäftigen. Als wesentlicher Aspekt kann dabei die Renaturierung des Alsbach gelten, der auf der gesamten Entwicklungsfläche aus seinen unterirdischen Rohren befreit und der Natur zurückgeben wird. Darüberhinaus bestätigen auch die nachfolgend beschriebenen Bausteine die umweltrelevante Bedeutung des Projektes.

Klimaanpassung

Mit der Quartiersentwicklung an diesem stadträumlich bedeutenden Ort bietet sich die einmalige Chance, Maßnahmen der Klimaanpassung von Beginn an in die Planung aufzunehmen, um auf diese Weise die Umsetzung eines nach den Maßgaben der Urbanen Resilienz geplanten Quartiers idealtypisch zu ermöglichen. Bezogen auf das Plangebiet verfügt das Grün- und Freiraumkonzept des renaturierten Alsbachs und die daraus ableitbare Qualitätssteigerung für die gesamte Fläche über eine vorrangige Bedeutung. Hinzu kommen konkrete Maßnahmen zur Klimaanpassung, wie beispielsweise Ansätze der Schwammstadt oder der generelle Umgang mit Niederschlagswasser.

Ökologie

Auf dem Gelände besteht die einzigartige Möglichkeit, erlebbare Landschaftsräume durch den Erhalt und die ökologische Aufwertung von Grün- und Freiflächen zu schaffen. Neben dem renaturierten Alsbach als Grundlage tragen auch die Baumalleen im Bereich der von-Trotha-Straße sowie die Bäume südlich des historischen Förderturms als nach Landesrecht geschützte Alleen zur angestrebten ökologischen Vielfalt des Geländes bei. Der nachhaltige Umgang mit Flora und Fauna wird gemäß der gesetzlich vorgeschriebenen Artenschutzmaßnahmen gewährleistet.

Energie

Um das Quartier nach den Maßgaben der Urbanen Resilienz zu entwickeln, bedarf es
auch der Erarbeitung eines nachhaltigen Energiekonzeptes. Dabei werden mit der Beteiligung aller relevanten Akteure sämtliche Ansätze der Energiebeschaffung/-versorgung auf Realisierbarkeit und Synergieeffekte geprüft. Darüber hinaus ist ein innovatives Wärme- und Kälteversorgungskonzept für das neue Quartier geplant.

Mobilität

Für die Entwicklung des Quartiers wird ein modernes Mobilitätskonzept erarbeitet, das viele zukunftsfähige Angebote der Mobilitätswende sowie entscheidende multi- und intermodale Verkehrsaspekte berücksichtigt. Ziel des Konzepts ist die Schaffung eines Mobilitätsmixes, der Ressourcen schont, den Umweltverbund stärkt und zu einer hohen Lebensqualität beiträgt. Zur Forcierung der regionalen Radverkehrsanbindungen und Radschnellwegeverbindungen soll ein zentraler Radweg auf dem Gelände als Teil des übergeordneten Regionalen Radwegnetzes für die Metropole Ruhr umgesetzt werden, während der Autoverkehr eingeschränkt und das dauerhafte Parken im Straßenraum vermieden werden soll.

Ein Projekt, bei dem sich Bürgerinnen und Bürger engagieren können

Das Gelände der ehemaligen Zeche Sterkrade soll zu einem „Vorzeigequartier“ im Ruhrgebiet werden. Alle bedeutenden Qualitätskriterien, die heute für ein innovatives, nachhaltiges, soziales und klimagerechtes Entwicklungskonzept gelten, sollen hier umgesetzt werden. Dazu haben sich die Vertragspartner (Stadt Oberhausen, RAG Montan Immobilien GmbH, Thelen Gruppe) gemeinschaftlich verpflichtet. Rund um den historischen Förderturm entstehen substanzielle Chancen, Identität, Mobilität und Kultur miteinander zu verbinden.

Aktueller Strukturplan des Geländes, entwickelt vom beauftragten Planungsbüro hartlockstädtebau.